Florians Gebeine in die Kirche übertragen

Einen Höhepunkt der barocken Volksfrömmigkeit erlebte die Pfarrei Wohlenschwil 1742 / 1743, als die Reliquien des Katakombenheiligen Florian in die Kirche übertragen wurden. 1741 hatte die Pfarrei durch Vermittlung der Nuntiatur in Luzern die Gebeine des Florinus, wie er offiziell heisst, erhalten. Sie stammten aus der Calixtuskatakombe in Rom. Im Frauenkloster GnadenthaI wurde das Skelett mit kostbarem Gewand und Schmuck eingefasst. Eine Märtyrerreliquie zu besitzen, war in der damaligen Zeit sehr modisch und prestigeträchtig.

Bild: Heute ruhen die Gebeine des Florian in einem abgdeckten Schaukasten im rechten Seitenaltar der Pfarrkirche.

In dem Katakombenskelett sah man die Überreste des heiligen Florian, eines Offiziers der römischen Armee und Kommandant einer Einheit zur Feuerbekämpfung, der im Jahr 304 den Märtyrertod erlitten hat.

Tatsächlich gehörten die Katakombenheiligen nur in den wenigsten Fällen wirklich christlichen Märtyrern. Meist handelte es sich um die Gebeine ganz gewöhnlicher Gläubigen. Wenn jedoch auch nur eine leise Andeutung bestand, dass es ein Heiliger oder eine Heilige sein könnte, wurde das Gebein grosszügig diesem Heiligen zugeschrieben und seine Echtheit per vatikanischem Dekret bestätigt. So wird auch im Pfarreiarchiv ein Echtheitszertifikat von Florian aufbewahrt.

Eine Märtyrerreliquie zu besitzen, war in der damaligen Zeit sehr modisch und prestigeträchtig. In den Aargau gelangten insgesamt 17 Katakombenheilige. Sie waren besonders in Gebieten mit reformierter Nachbarschaft begehrt, wo der katholischen Glauben besonders herausgefordert war. Die Pfarrei Wohlenschwil St. Leodegar grenzte mit Mägenwil an reformiertes Gebiet. Othmarsingen war bereits reformiert.

Kostbarer Schmuck und grössere Kirche

Die Überreste des Florinus trafen am 1. Januar 1742 in Wohlenschwil ein. Die Pfarrei rührte mit der grossen Kelle an, um das Skelett würdig herzurichten und ihm eine schöne Wohnstatt zu bereiten. Sie liess die Gebeine im Frauenkloster GnadenthaI mit kostbarem Gewand und Schmuck einfassen, das Langhaus der Pfarrkirche umfassend renovieren, um rund fünf Meter auf die heutige Grösse verlängern und mit barocken Deckenstukkaturen dem Geschmack der Zeit anpassen. Die Kirche erhielt zusätzlich zum Barbaraaltar für den heiligen Florian einen zweiten Seitenaltar.

Nach Abschluss der Arbeiten wurden die Reliquien 1743 in feierlichem Gottesdienst ins Schaugehäuse auf dem neuen Florianaltar übertragen.

Heute ruhen die Gebeine des Florian in einem Schaukasten hinter einer Abdeckung im rechten Seitenaltar der Pfarrkirche St. Leodegar.

Das Echtheitszertifikat der Florian-Reliquie. ausgestellt von einem hohen Würdenträger der römischen Kurie. Das Dokument lagert im Pfarreiarchiv.
Einige Knöchelchen des heiligen Florian sind auch auf diesem kunstvoll verzierten Kissen eingenäht, das im Pfarreiarchiv lagert.