Zum Auffahrtsfest:
Himmelfahrt statt Talfahrt

Es hat uns ganz ordentlich durchgeschüttelt, diese Corona-Pandemie. Geschlossene Geschäfte und Schulen, Kurzarbeit, drohende Konkurse, kein Einkommen, ein Abwärtstrend sondergleichen. Und das mitten in einer blühenden Frühlingszeit, wo die Wirtschaft lief, wo die Prognosen im Steigflug waren, also Indikatoren, die alles andere als eine Talfahrt anzeigten. Und plötzlich verkrochen wir uns zu Hause, warteten auf Besserung und jetzt: Alle freuen sich, dass die Lockerung des Lock down im Gange ist.

Wieder entdeckte Lebensfreude

Eine Talfahrt ist nicht unser Ding. Aufwärts soll es gehen, wir streben als Menschen zu Höherem. Doch, worin besteht das Höhere? Ist es die Maximierung des Gewinns, die grenzenlose Fliegerei, das pausenlose Konsumieren? Oder ist es ganz simpel gesagt, die Lebensfreude, die nicht wenige in diesen stillen Tagen neu entdeckt haben in der entschleunigten Zeit, im geringeren Lärm auf den Strassen, in tiefergehenden Gesprächen, im flugstreifenlosen blauen Himmel, im wiederentdeckten nahegelegenen Dorfladen. Ist das Lebensqualität? Und wie sichern wir sie? Hilft da die Himmelfahrt?

Wenn ich die erste Seite der Bibel aufschlage, kommt mir in der Schöpfungserzählung ein siebenmaliges „Gott sah, dass es gut war“ entgegen. Offenbar steckt in der Schöpfung der Keim des Guten. Mag die Welt noch so durcheinander geraten, mag ein Chaos herrschen, Gott bringt Ordnung ins Gefüge und schafft damit Vertrauen, dass letztlich alles dem Leben dient, es fördert, es belebt. Da gibt es also einen Aufwärtstrend, eine Bewegung hin zum Himmel. Und ist, so frage ich Sie, das Vertrauen und der Glaube nicht ein Schlüsselwort auch in der Bewältigung des Corona-Krise?

Die Kraft des Glaubens kann Berge versetzen

Sehen Sie: Wir könnten uns freiwillig ein Leben lang aus lauter Angst vor der Ansteckung einer neuen Grippe isolieren, wir könnten die Tatsache verdrängen, dass unsere Chance zu sterben mit höherem Alter deutlich steigt. Wir könnten aber auch unser Immunsystem stärken: An der frischen Waldluft, mit Nahrung aus naturnaher Produktion, mit gesundem Menschenverstand und – das ist für mich entscheidend – mit einem starken Gottvertrauen. Wagen wir es noch, unser Leben in die Hand Gottes zu legen? Können wir wie Jesus Schweres durchstehen und gerade so zur Auferstehung und Himmelfahrt gelangen?

Ganz immun wird niemand von uns sein. Wir alle haben unsere Achillesferse. Wir sind verletzlich, das spüren vor allem jene, deren Existenz in Frage steht. Aber die Kraft des Glaubens kann Berge versetzen, kann die Angst vertreiben, kann Zuversicht ausstrahlen, selbst in harten und ausweglosen Situationen. Und geschieht Himmelfahrt nicht zuletzt da, wo Menschen einander in der Not unter die Arme greifen und einander stützen?

Im Namen des Pastoralteams
Johannes Zürcher

Gedanken zum Bild

Unser Bild zum Auffahrts-Fest oder Fest Christi Himmelfahrt vom Donnerstag, 21. Mai, zeigt den Himmel kombiniert mit einer Leiter und einem Lindenbaum. Der Schöpfer des Montagefotos, Diakon Johannes Zürcher, kommentiert das Bild so:

«Hügel waren immer schon bevorzugte Orte der Gottesbegegnung. Wenn nun eine Linde auf einem Hügel steht, ist sie symbolisch gesehen ein idealer Ort für Jesu Aufstieg zum Himmel. Denn die Linde ist nicht nur der Baum der Harmonie, sondern auch der Baum der Gerechtigkeit.

Gott und den Menschen gerecht werden, das heisst das geben, was ihnen zusteht, das hat Jesus sowohl gegenüber den Menschen wie gegenüber Gott auf einmalige Weise vollbracht.

Himmel und Erde haben sich in Jesus vereinigt und so ist es ein wunderbares Bild – die Leiter –, dass Jesus nicht nur auf Erden gegenwärtig ist, sondern auch im Himmel.»