Kreuzweg 2020 – Tragen, Fallen, Weinen

Eine Betrachtung von Jugendseelsorgerin Alexandra Atapattu zu Karfreitag mit Bildern des Malers Giovanni Domenico Tiepolo (1727 bis 1804) in der Kirche San Polo in Venedig.

Tragen

Wir tragen in unserem Leben viele Sachen, manchmal tun wir uns leicht manchmal schleppen wir uns voran. Wir kennen das Sprichwort: «Jeder muss sein Kreuz tragen!»
Auch Jesus musste sein Kreuz tragen.
Von Pontius Pilatus wurde er zum Tod verurteilt, weil er manches sagte und tat, was anderen Menschen nicht recht war. Darum bekam er dieses Kreuz aufgelegt und musste ganz alleine zu dem Ort gehen, wo sein Kreuz aufgerichtet werden sollte. Seine Freunde waren alle geflohen. Sie hatten Angst, auch sterben zu müssen. Das Kreuz Jesu ist sehr schwer. Aber er trägt es, weil er Gott versprochen hat, das zu tun was Gott von ihn erwartet.
Nicht nur Jesus musste sein Kreuz tragen, auch wir haben manchmal schwere Stunden und Tage, bei denen wir in die Knie gehen: Gerade jetzt wo wir so eingeschränkt sind, wir nicht machen können, was wir wollen.
Lass und beten: Gott sei bei uns, wenn wir unser Kreuz tagen müssen. Begleite uns auf unserem Weg, heute, morgen und unser ganzes Leben. Amen

Fallen

Jeder Mensch fällt einmal hin, sowohl richtig auf die Erde als auch im übertragenen Sinne: Niederlagen, Misserfolg oder schlechte Tage lassen uns straucheln und fallen. Auch Jesus ist auf seinem Weg gefallen, insgesamt dreimal. Er ist schwach und sein Kreuz so schwer. Er zwingt sich aber jedes Mal, wieder aufzustehen und weiter zu gehen, weil er weiss, dass es seine Aufgabe ist. Er will den Menschen die am Boden liegen ein Vorbild sein.
Solche Momente können auch wir manchmal haben. Wir fühlen uns am Boden zerstört: Gerade jetzt in dieser schweren Zeit. Wir müssen zu Hause bleiben, Eltern und Kinder müssen zusammen auf engsten Raum leben ohne grosse Beschäftigung. Da haben wir keine Kraft und Lust mehr aufzustehen. Doch Jesus zeigt uns, dass es weiter gehen kann, auch wenn es schwerfällt. Als ob er uns sagen möchte: Steh auf und geh weiter, es werden wieder bessere Tage kommen. Denke immer daran: Gott geht alle Wege mit!
Gott sei bei uns, wenn wir unter unserem Kreuz fallen. Begleite uns auf unserem Weg, heute, morgen und unser ganzes Leben. Amen.

Hoffen

Wir hoffen auf vieles im Leben. Vor allem wenn es uns schlecht geht, hoffen wir darauf, dass Hilfe kommt und es wieder besser wird. Auch Jesus erging es so.
Er hatte wohl kaum noch Hoffnung, dass sich irgendwo ein Lichtblick auftut und Hilfe und Unterstützung kommt.
Doch da, plötzlich drängt sich eine Frau zu ihm vor. Es ist Veronika, die Jesus helfen will. Sie hält ihm ein Tuch hin, damit er sich das verschwitzte und blutverschmierte Gesicht abwischen und seine Stirn etwas kühlen kann. Es ist eine kleine Geste, aber Jesus merkt, dass er nicht allein unterwegs ist. Es gibt Menschen die an ihn denken und ihm helfen wollen. Und dann darf Jesus sogar seine Last kurzzeitig mit jemandem teilen. Ein Bauer, der Simon heisst, wird von Soldaten gezwungen, Jesus beim Kreuz tragen zu helfen. Doch Simon merkt schnell wie wichtig seine Hilfe ist. Simon und Veronika schenken Jesus Hoffnung und zeigen ihm, dass er begleitet ist.
Auch wir dürfen immer wieder darauf hoffen, dass wir nicht allein unterwegs sind. Menschen begleiten und helfen uns. Und auch wir sollen Menschen Hoffnung machen, dass vieles wieder besser wird. Wenn wir die Last des Alltages gemeinsam tragen, genauso wie Simon und Jesus gemeinsam das Kreuz getragen haben, wenn wir uns gegenseitig die Spuren von Krankheit und Leid vom Gesicht waschen, so wie Veronika, dann wird unsere Welt anders. Jeder Mensch darf dann auf ein besseres Leben hoffen. Gott hat uns versprochen: Ich bin immer da! Er lässt uns nicht im Stich.
Lass uns beten: Gott schenke uns und allen Menschen Hoffnung, damit wir auch diese dunklen Stunden unseres Lebens meistern. Begleite uns auf unserem Weg, heute, morgen und unser ganzes Leben. Amen.

Weinen

Das Weinen gehört zum Leben. Es gibt immer wieder Momente, in denen Tränen fliessen. Auch Jesus hat geweint, vielleicht auch beim Kreuzweg. Und die Menschen, für die Jesus wichtig ist und jetzt am Wegrand stehen, sind traurig. Sie können nicht fassen, dass dieser Jesus, dem bei seinem Einzug in Jerusalem zugejubelt worden ist, nun gekreuzigt werden soll. Viele Frauen und Männer, die Jesus in den letzten Jahren begleitet haben, weinen nun und klagen. Maria, die Mutter von Jesus, steht ebenfalls vor ihm. Auch sie ist traurig, weil sie weiss, dass sie nichts für ihren Sohn tun kann. Sie muss hilflos mitansehen, wie ihr Sohn leidet.
So wie Maria und den weinenden Frauen und Männern geht es uns auch manchmal. Wir sind enttäuscht: Dieser Virus, Krankheit und Tod brechen über uns ein, und es gibt Tränen. Sie gehören zum Mensch wie sein Lachen und zeigen, dass wir keine Maschinen sind, sondern Menschen mit Gefühlen. Jesus hat zu uns gesagt: «Komm zu mir, wenn es euch schlecht geht, ich werde euch Ruhe geben.»
So beten wir: Gott, sei bei uns und allen Menschen, die traurig sind. Begleite uns auf unserem Weg, heute, morgen und unser ganzes Leben. Amen.

Trauern

Jesus hat seinen Weg beendet. Er steht an dem Ort, an dem er gekreuzigt werden soll. Die Soldaten nageln ihn ans Kreuz. Jesus weiss, dass er sterben wird. Und er weiss auch, dass es so sein muss. Um die neunte Stunde, also am Nachmittag, wird er von seinem Leiden erlöst, er stirbt. Die Welt verdunkelt sich und jeder weiss: Der Sohn Gottes ist tot.
Nachdem Jesus gestorben ist, wird er vom Kreuz abgenommen und in ein Grab gelegt. Die Jünger um Jesus sind traurig; denn sie glauben, dass nun alles vorbei sei: die wunderbare Zeit die sie mit Jeus verbracht haben, alles vorbei.
Auch das kennen wir! Plötzlich ist ein Platz leer, wo vorher jemand war, der dir ganz wichtig ist: ein Freund, ein Verwandter oder auch ein Tier. Etwas fehlt, und wir brauchen eine gewisse Zeit, bis wir das verstanden haben, genauso wie die Freunde von Jesus. In dieser Zeit sind wir sehr traurig. In jeder Trauer dürfen wir zu Gott kommen und ihn bitten:
Gott sei bei uns und allen Menschen, die sterben. Begleite uns und alle Menschen auf allen Wegen, heute, morgen unser ganzes Leben bis hinein in den Tod. Amen

Ich bin immer da

Gott hat seinen Sohn nicht im Stich gelassen! Der Karfreitag mit der Kreuzigung ist nicht das Ende der Geschichte. Bald kommt der Ostermorgen, an dem Jesus von den Toten auferstehen wird. Denn Gott hat allen Menschen, auch Jesus versprochen: Ich bin immer da! Gott holt Jesus aus dem Grab heraus. Jesus wird bald den Jüngern erscheinen, damit sie wissen, was geschehen ist. Und auch für uns gilt diese Versprechen Gottes, dass er immer da ist. Amen