Wohlenschwiler Kirche in neuem Glanz

In Wohlenschwil beginnt das neue Jahr am Mittwoch, 1. Januar um 10.30 Uhr mit einem festlichen Neujahrsgottesdienst mit Dankes- und Segnungsfeier zum Abschluss der Kirchenrenovation.

Der Kirchenchor begleitet die Feier mit diesen Liedern: «Brich an, o schönes Morgenlicht», «In dulci jubilo», «Es ist ein Ros entsprungen» und «Lobt Gott ihr Christen allzu gleich».

Anschliessend sind alle ganz herzlich zum Neujahrsapéro eingeladen.


Erfolgreiche Sanierung

Das vergangene Jahr 2019 stand für die Kirchgemeinde Wohlenschwil-Mägenwil ganz im Zeichen der Aussenrenovation der Pfarrkirche St. Leodegar. Das Projekt unter Leitung der Baukommission mit Viktor Seiler (Präsident), Peter Meyer, Rupert Berchtold und Christof Messmer ging reibungslos über die Bühne und konnte termingerecht und im Kostenrahmen vollendet werden. Bautechnisch begleitet wurde die Aussensanierung vom Architekturbüro Castor Huser aus Baden.

Castor Huser hat zur Sanierung folgenden Bericht verfasst:


Bericht Castor Huser Architekten

Katholische Kirche Wohlenschwil – Aussensanierung

Unter Beizug von Spezialisten für Verputz, Farbe, Steinmetzarbeiten, Bleiverglasungen und Kirchturmtechnik wurden die Schäden analysiert und in Zusammenarbeit mit der Herrn Heiko Dobler von der Kant. Denkmalpflege und der Baukomission der Sanierungsvorschlag ausgearbeitet.

Der Verputzaufbau wurde anhand mehrerer Probeentnahmen analysiert. Der Grundputz  ist in einem tragfähigen, gebrauchstauglichen Zustand. Der Deckputz sowie die Haftgrundierung hingegen waren rein kunststoffgebunden und entsprachen weder materiell noch ästhetisch einem adäquaten, historischen Putz aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Nebst den denkmalpflegerisch-gestalterischen Aspekten verursachte der vorhandenen Kunststoffputz aber auch bauphysikalische Probleme, welche die historische Bausubstanz langfristig schädigen. Dispersionsanstriche und Kunststoffputze behindern den Austritt von Feuchtigkeit, sei es durch Bewitterung oder durch Diffusion, was mit den an der Kirche Wohlenschwil gut sichtbaren Rissbildungen, Abplatzungen und Hohlstellen gut zu beobachten war. Aus diesen Gründen wurde entschieden den vorhandnene Kunstoffputz nicht zu reparieren sondern vollständig zu entfernen. Grundsätzlich hat die Verputzoberfläche auf die Erscheinung der Aussenwände und damit auf die ganze Kirche einen erheblichen Einfluss. Es wurde deshalb darauf geachtet, dass die Zusammensetzung, die Verarbeitungsspuren und die Struktur des Putzes dem historischen Charakter der Kirche entsprechen. Der neue Deckputz hatte nebst den höheren Subventionen vom Kanton auch einen beachtlichen Bundesbeitrag zur Folge.

Nach der Deckputzerneuerung erfolgte der Neuanstrich mit Purkristalat Mineralfarbe. Der passende Farbton wurde in mehreren Bemusterungen durch Denkmalpflege und Baukommission festgelegt.

An den Natursteinteilen wurden u.a. folgende Massnahmen ausgeführt: Nach der Entfernung von Flechten und Mosen wurden alle Sandsteinbauteile gereinigt und ausgebrochene Fugen neu mit Kalkmörtel verfugt. Fehlstellen und Abplatzungen wurden bis auf einen tragfähigen Untergrund zurückgearbeitet und mit Sandstein-Restaurationsmörtel in Form und Farbe passend reprofiliert und überarbeitet. Grosse Fehlstellen wurden durch neue Werkstücke und Vierungen aus Bollinger Sandstein wieder ergänzt. Etwa die Hälfte des grossen Rosettenfensters war in einem sehr schlechten statischen Zustand und musste ersetzt werden. Die nach Schablonen vorgefertigten Masswerke wurden nach Entfernung der Bleiverglasung in die vorbereitete Oeffnung eingesetzt.

Bei den Kirchenfenstern musste der grösste Teil der Kittfugen zwischen Stein und Metallrahmen ersetzt werden. Die Bleivergasungen des Rosettenfensters wurden in der Werkstatt des Kunstglasers restauriert und mit einem neuen Randblei versehen.
Nach Schablonen des Masswerks wurden die neuen Schutzverglasungen mit Wasserstrahl zugeschnitten.

Parallel zur Fassadensanierung erfolgte die Kontrolle und Instandstellung des Kirchen- und Turmdaches sowie der gesamten Spengler- und Blitzschutzarbeiten. Alle Fugen wurden kontrolliert und alle Rinnendilatationen ersetzt. Die Flachdachbereiche über dem Eingang wurden erneuert und die teilweise verfaulte Dachuntersicht neu verkleidet.

Die Sanierung und Revision der Turmspitze und der Turmuhren- und Glockenanlage wurde nach heutigem Stand der Technik ausgeführt. Die 4 Zifferblätter mit Zeigerpaaren, Zahlensatz und Zeigerwerk wurden restauriert und neu lackiert. Einzelne Bestandteile wie Zeigerachsen wurden ersetzt und neue Lager eingebaut. Die Turmspitze mit Kugel Turmkreuz und Wetterfahne wurde restauriert, spritzverzinkt und lackiert, die Kugel blattvergoldet. Die enthaltenen Zeitdokumente in der Kugel von 1939 wurden im Beisein von Kirchenpflege, Denkmalpflege und Baukommission geöffnet und später ergänzt mit zusätzlichen Dokumenten wieder in der Turmkugel eingeschlossen. Bei der Glockentechnik und den Läutmaschinen waren ebenfalls Sanierungsarbeiten notwendig, wie neue Klöppel und Klöppelaufhängungen, verschiedene Arbeiten an Glockenausrüstung und Läutmaschinenanlage sowie diverse elektrische Installationen und Erneuerung aller Schallläden. Am rostigen Glockenstuhlbasisauflager wurden verschiedene Sanierungsmassnahmen nach Angabe des Bauingenieurs ausgeführt.

An der Orgel wurde am Schluss neben verschiedenen Massnahmen eine Gesamtreinigung von Gehäuse, Windanlage, Mechanik und Pfeifen sowie eine Stimmen- und Klangverbesserung durchgeführt.

Die Kantonale Denkmalpflege schreibt zur aktuellen Aussenrenovation: die äussere Erscheinung wird nunmehr der hochwertigen künstlerischen Ausstattung im Innern wieder gerecht. Mit der neuen Farbgebung entstand ein ausgewogener und harmonischer Kontrast zwischen gestrichenen Fassadenflächen und der reichhaltigen Gliederung der fachmännisch instand gestellten Natursteinelemente. Im Ortsbild von Wohlenschwil nimmt die Kirche wieder eine angemessen selbstbewusste Stellung ein, ohne aber die Alte Kirche in ihrer Helligkeit zu überstrahlen. Ich möchte mich ausdrücklich für die angenehme Zusammenarbeit mit der Baukommission als auch für die gewohnt professionelle Begleitung durch die Architekten bedanken. Dass ein sehr gutes Team von Handwerkern am Sakralbau mitwirken konnte, trug zudem zweifellos zum gelungenen Resultat bei.

Baden, 27. 12. 2019

Castor Huser


Das Rosettenfenster – vor und nach der Sanierung


Artikel im «Reussbote» zur Kirchenrenovation

Artikel von Nathalie Wolgensinger im «Reussbote» vom 20. Dezember 2019.

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